So gründest du einen Cannabis-Verein und beantragst eine Anbaulizenz in Deutschland
Die Gründung eines Cannabis-Vereins ist in Deutschland grundsätzlich für jede volljährige Person möglich, aber der Weg von der Idee bis zur offiziellen Lizenz ist mit einigen formalen Schritten verbunden. In diesem Artikel erfährst du, wie du einen Verein gründest, was du für den Lizenzantrag brauchst und worauf du besonders achten solltest.
1. Voraussetzungen für die Vereinsgründung
Um einen Verein zu gründen, brauchst du mindestens sieben Gründungsmitglieder, die alle über 18 Jahre alt und in Deutschland wohnhaft sind. In der Praxis empfiehlt es sich, dass die Mitglieder über 21 sind, auch wenn das gesetzlich nicht vorgeschrieben ist.
Vor der Gründung solltest du dir Gedanken machen über:
- Vereinsname
- Sitz des Vereins und offizielle Geschäftsadresse
- Verantwortlichkeiten und Ansprechpartner
2. Vorbereitung der Satzung und Gründungsversammlung
Bevor du die Gründungsversammlung einberufst, musst du eine Satzung erstellen – das ist sozusagen die Verfassung deines Vereins.
Bei der Gründungsversammlung treffen sich die sieben Gründungsmitglieder, um:
- die Satzung offiziell zu beschließen,
- den Vorstand zu wählen, und
- ein Gründungsprotokoll anzufertigen.
Dieses Protokoll enthält:
- Datum und Ort der Versammlung,
- alle gefassten Beschlüsse,
- die Unterschriften aller Gründungsmitglieder.
Auch die Satzung selbst muss von allen Gründern unterschrieben werden.
3. Eintragung beim Amtsgericht
Nach der Gründungsversammlung folgt die Eintragung ins Vereinsregister.
Dafür benötigst du:
- die unterschriebene Satzung,
- das Gründungsprotokoll,
- eine Liste der Gründungsmitglieder,
- und Angaben zum Vorstand.
Mit diesen Unterlagen gehst du zum Notar, der alles beglaubigt und an das zuständige Amtsgericht weiterleitet.
Die Kosten liegen zwischen 100 und 130 Euro, und die Eintragung dauert meist zwei bis vier Wochen.
Danach erhältst du einen Vereinsregisterauszug mit der offiziellen Vereinsregisternummer – erst dann gilt dein Verein als rechtlich eingetragen.
4. Vorbereitung des Lizenzantrags
Nach der Eintragung folgt der aufwendigere Teil: der Lizenzantrag.
Je nach Bundesland ist eine andere Behörde zuständig – zum Beispiel die Landwirtschaftskammer Niedersachsen oder die Bezirksregierung Düsseldorf.
Für den Antrag benötigst du in der Regel:
- Name und Anschrift des Vereins,
- Kontaktdaten (Telefon, E-Mail),
- Vereinsregistergericht und -nummer,
- geplante Mitgliederzahl (max. 500 Mitglieder),
- die Satzung,
- sowie ein Jugend- und Gesundheitsschutzkonzept.
5. Das Jugend- und Gesundheitsschutzkonzept
Dieses Konzept ist ein zentraler Bestandteil des Lizenzantrags.
Es behandelt unter anderem:
- Zutrittsregeln für unter 18-Jährige,
- Einhaltung des 200-Meter-Abstands zu Schulen,
- Maßnahmen zum Schutz vor Werbung und Sponsoring,
- Präventionsarbeit und Zusammenarbeit mit Drogen- und Suchthilfestellen,
- Vorgehen bei problematischem Konsum unter Mitgliedern.
Ein hilfreicher Leitfaden dazu kommt von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Es lohnt sich, die dortigen Empfehlungen Schritt für Schritt durchzugehen.
6. Sicherheitskonzept und Immobilien
Für die beantragten Immobilien (Anbau- oder Abgabestellen) musst du ein Sicherheitskonzept einreichen.
Darin sollte beschrieben werden:
- wie Gebäude und Räume vor Einbruch gesichert sind (z. B. Kameras, Alarmsysteme, Sicherheitstüren),
- wie der Zutritt geregelt ist,
- und wie die Lagerung und Ausgabe kontrolliert werden.
7. Präventionsbeauftragter und Vorstand
Jeder Verein braucht einen Präventionsbeauftragten, der eine zertifizierte Schulung abgeschlossen hat. Diese dauert meist zwei bis drei Tage und wird von anerkannten Stellen angeboten – oft auch online.
Für den Lizenzantrag müssen außerdem folgende Unterlagen eingereicht werden:
- Daten des Präventionsbeauftragten (Name, Anschrift, Kontakt, Zertifikat),
- Daten der Vorstandsmitglieder,
- Führungszeugnis und Auszug aus dem Gewerbezentralregister aller vertretungsberechtigten Personen.
8. Bearbeitungszeit und Rückfragen
Nach der Einreichung der Unterlagen dauert die Bearbeitung in der Regel rund drei Monate.
Die Behörde kann Nachfragen stellen oder einen Ortstermin ansetzen, um die Immobilien zu besichtigen.
Deshalb ist es wichtig, alle Dokumente vollständig und sauber vorbereitet einzureichen.
9. Organisation im Verein
Schon vor dem Lizenzantrag solltest du dir Gedanken über interne Strukturen machen:
- Beitragsordnung: Wie hoch sind Mitgliedsbeiträge? Zahlen alle das Gleiche oder staffelst du nach Abgabemenge?
- Mitgliederverwaltung: Nutzt ihr eine Software, um Beiträge und Ausweise zu verwalten?
- Anbaukonzept: Sollen alle Mitglieder gemeinsam anbauen oder wird der Anbau durch ein Team organisiert?
Die Praxis zeigt: Viele Vereine trennen Anbau und Abgabe, um Schädlinge und logistische Probleme zu vermeiden. Eine zentrale Abgabe ist in der Regel einfacher zu kontrollieren.
10. Fazit
Die Gründung eines Cannabis-Vereins und der Antrag auf eine Anbaulizenz sind machbar – erfordern aber eine gründliche Vorbereitung.
Mit einer klaren Satzung, einer funktionierenden Vereinsstruktur, einem soliden Jugend- und Gesundheitsschutzkonzept und durchdachter Sicherheit kannst du den Prozess strukturiert angehen.
Wenn du dich gut vorbereitest und Aufgaben auf mehrere Mitglieder verteilst, steht der Lizenzbeantragung deines Cannabis-Vereins nichts mehr im Weg.
